Weltgesang


Wenn
Stimmen singen
klingt die Welt
auf eine Weise
auf eben diese eine
die ohne Worte ist – nur Klang.

Ein Klang aus vielen
hohen, tiefen, satten, dünnen, lauten, leisen
Stimmen
ist mehr als nur Gesang,
ist Welt in einem.

Wer singt wird weit
wer hört getröstet
wird eins
für den Moment.
Und das ist viel.

Mit diesem Klang
der alle Stimmen
All-Eins macht.


Welten wären weit


Ach, die Pilze stehen im dichten Feucht.
Und die Moose und Rinden.

Wer wollte wissen,
ob es Riesenwelten wären oder solche für Elfen?

Ja: wer nur?

Ohne heilig


Ohne heilig brennt die Kerze neben dem Buddha
flackert,
wie es ihr gefällt.
Verlischt.

Ohne heilig schläft mein Fuß ein.

Ohne heilig atme ich;
ein und aus,
mit den Gräsern und Büschen,
die tun das sowieso.

Wo ist der Raum ohne heilig,
der sowas von heilig ist?

Pünktlich sagt die Uhr dazu: Reicht für heute, such morgen weiter.
Na gut.

Chor-Gesang mittenmang


In einem Chor sind Töne sehr verschieden,

damit ein ganzer Klang

entstehen kann.

 

Da singen, ganz im Tiefen, die Bässe,

die, bei Frauen auch,

dem Ganzen Boden geben.

 

Darüber,

quasi gegenüber,

ziehen die Sopranösen

mit feinem Klang am Himmel lang.

 

Damit der Tiefe nicht zu tief und

Himmelshöhen nicht zu weit,

stehen, meist mittenmang,

die Melodien beim Gesang.

Sie geben Halt und sammeln,

was oben, unten oder nebenher,

schonmal verloren gehen kann.

 

Damit zusammen klingen kann

was ohne leicht ein Quergesang,

steht eine außenvor und mittendrin:

sie webt die Stimmen zu Gesang.

Und dann

ist Klang.

dahin. für k. (und alle)


nun. ist er hin. der allerletzte. rote atem-faden. die amsel. singt. ich sehe dich. fein. hell. auf hellen brausewolken. fast. wärest du vergnügt zu nennen. erleichtert. sicher. fast. der atemfaden. dieser allerletzte. nun. ist er. hin. wohin. die seele. fein. ins all-um-all. gewebt. fängt jetzt. erst an. sich. auszudehnen.

 

Für K. (und mich)


Der Sturm heult durch mein Herz,

fegt allen Dreck nach oben-vorn, in mich hinein.

Ich wate durch den Schmodder

dieser Welt und meines Lebens

(- ist das ein anderer?)

Horch!

War es die Meise eben,

die mir mit ihrem Lied verzieh

als ich in kahlen Ästen hing

mit meinem Zweifelsblick fest in den dunklen Wolken.

Weiß nicht

der Sturm er tobt

und währenddessen fliegt deine Seele weit weit fort und

mitten in mein Herz

zerreißt, wie oft.

Wird heilen. Wieder. Immer.

Und heute oder bald wird es dann anders wahr sein,

als wir es wünschend wollten.

Doch wussten wir.

Wenn wir erst die werden müssen


Also wenn wir werden müssen,
wie wir gemeint sind,
-von wem eigentlich?
frage ich mich, zum Beispiel gerade eben,
wer wir denn dann dazwischen sind?

Also zwischen dem So-Sein gerade jetzt
und der vollkommenen Form, die wir werden sollen?

Wer soll ich sein in diesem kleinen Zwischenraum,
den ich mein Leben nenne?

Wie kann ich eine andere sein
-und warum sollte ich das wollen?
anders gemeint sein als so, wie ich jetzt gerade bin – nicht werde oder war?
-wo sollen sie versteckt sein, die vielen Potenziale, Berufungen und Anliegen, die ungelebt mich von der trennen, die ich werden kann?

Ich bin und war und werde sein: die, die ich bin.
Mit Haut und Haaren, Liebesallerleien
direkt und dicht mit allerlei Ungebärdigem und noch mehr Ungereimten,
das sich in dunklen Winkeln meiner Innenräume zeigt.

Wäre es nicht an der Zeit, uns alle freundlich aufzufordern,
aufzuhören
irgendetwas sein oder noch werden (zu) wollen,
das wir
entweder
immer schon waren
oder
nie sein werden?
wenn ich das bloß verstehen könnte

Nichts gesucht


Heute fand ich

ein  Rumi-Zitat in einer Toilette,
mich im Spiegel meiner müden Augen,
liebevolle Gedanken,
Angst,
einen Freund,
freches Gelächter,
Vogelflug,
durch und durch Fremdes,
ziemlich Vertrautes.

Ich nehme alles hin,
und füge hinzu:
Verwirrte Erkenntnis und erkanntes Chaos.

Und grünen Tee am Morgen.

Dank an Claudia (und die vielen anderen)


Immer dann,
wenn wir einzuschlafen drohen
im allzu gut geölten Alltagseinerlei,
wenn wir,
fein eingebettet
in vermeintlich zuverlässig Demokratisches,
immer dann,
wenn unter diesen Decken,
(noch dort…aber das ändert sich),
wenn also unter diesen Decken
zunehmend schiefe-schräge-rechte Töne
zunächst nur hier und da
aus dunklen Löchern rausgepfiffen werden
also immer dann,
wenn wir,
mit schweren  Lidern gerade zu bequem geworden sind, mal nachzusehen,
(kann ja auch jemand anders tun, oder?)
wer oder was da so schräg Lieder pfeift,
dann
gibt es immer einige,
die wach geblieben sind.
Weil sie nicht schlafen können mit schrägen Tönen im Gehör.

Und die da keine Ruhe finden,
solange es noch Orte ohne Decken gibt,
rufen uns wach –
uns, die wir gerade jetzt und überall
so scheinbar friedlich einzuschlafen droh(t)en.

Habt Dank,
ihr Mahner*innen, Wecker*innen und feinhorchenden Freund*innen überall auf der Welt,
also auch
in Bielefeld

P.S. Wie gut, dass alle immer mal das eine, wach, mal das andere, verschnarcht, sein dürfen – denn: wir sind mehr!

Chorus


In einem Chor zu singen
ist eine ziemliche Passion.

Den Tönen
miteinander
Raum zu geben;
sie zu verweben
– lassen
ist mehr, als einfach nur Gesang.

In einem Chor zu singen
heißt
sich stimmlich zu verbinden.
Und das ist
wenig heilig oder esoterisch,
ganz schlicht –
ein Muss.

Heißt auch;
sich zu verschenken,
den eignen Ton und sich gleich mit
für den Moment.

Das heißt  wohl
immer so und so,
doch meistenteils:
In einem Chor zu singen
ist auch
und immer wieder neu –
ziemliche Passion.